Jede Art von Bauen verändert unser Klima.
Bauen ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen – das ist durch viele Studien belegt.
Aber die Immobilien- und Baubranche hat die größte Lobby in Deutschland: Sie ist etwa viermal so groß wie die der Automobilbranche. Auf diese Weise schafft sie es in der öffentlichen Diskussion immer wieder, ihre Verantwortung herunterzuspielen.
Die Bauwirtschaft argumentiert meist, dass neue Gebäude besser gedämmt seien als alte, wodurch Heizenergie eingespart werden könne. Tatsache ist aber, dass durch Abriss und Neubau jetzt Energie verbraucht wird – Energie, die zurzeit überwiegend aus nicht regenerativen Energieträgern stammt. Das CO2 dringt irreversibel in die Atmosphäre ein und schädigt damit das Klima jetzt.
Wie sich der zukünftige Wärmebedarf in Gebäuden entwickelt, kann noch nicht endgültig vorhergesagt werden. Es ist durchaus möglich, dass die Heizung eines alten, energetisch ineffektiven Gebäudes schon in wenigen Jahren komplett aus regenerativen Energien beliefert werden kann und damit nicht mehr als klimaschädlich eingestuft werden muss. Demnach heißt die Devise, möglichst jetzt CO2 zu vermindern und jeden Abriss zu vermeiden – denn bestehende Gebäude tragen sehr viel „graue Energie“ in sich, die durch Abriss sinnlos verschwendet wird.
Weiterhin müssen wir neue Technologien entwickeln, um den zukünftigen Wärmebedarf bei Gebäuden einzuschränken. Es gilt auch, alte Gebäude möglichst klimaneutral zu betreiben. Dabei hilft es nicht, Technologien einzusetzen, die bei der Herstellung weit mehr CO2 freisetzen, als sie am Ende einsparen. Der Baustoff, der uns bei dieser Aufgabe am meisten helfen kann, ist Holz. Jedes Holzwachstum bindet dauerhaft CO2. Verbautes Holz wirkt als CO2-Speicher, solange es nicht verrottet oder verbrennt.
Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen, geht an Sanierung kein Weg vorbei. Jeder, der abreißt und stattdessen neu baut, sollte sich seiner Schuld bewusst sein.
Immer wieder ist von „Flugscham“ die Rede – wann endlich auch einmal von „Bauscham“?
Jede Baustelle bedeutet heute leider: Hier wird Klima zerstört!
Und je mehr Beton und Kunststoffe verbaut werden, desto schlimmer!
Was wir dringend brauchen, ist eine CO2-Steuer auf Baustoffe!
Was bedeutet das für den Wohnungsbau?
Es sollte nur gebaut werden, wenn es unvermeidlich ist – und nur dort, wo nicht ein bereits bestehendes Gebäude umgenutzt werden kann. Und wenn schon unbedingt gebaut werden muss, dann sollte möglichst klimaverträgliches Baumaterial verwendet werden.
Mag sein – aber es werden doch so viele Wohnungen gebraucht?
Tatsächlich ist hier eine paradoxe Situation entstanden: Je mehr gebaut wird, desto weniger bezahlbarer Wohnraum ist vorhanden. Das haben die letzten Jahrzehnte gezeigt. Aber woran liegt das?
Die meisten der heute gebauten Wohnungen sind zunächst Spekulationsmasse. Nur wenige Prozent der neu bebauten Flächen werden wirklich von Eigennutzern erstellt und bewohnt. Diese „spekulativen Quadratmeter” erhöhen automatisch die Preise von Wohnraum, denn die Flächen werden frei als Vermögen gehandelt – teilweise wird der entstandene Wohnraum überhaupt nicht genutzt.
Wenige Menschen besitzen immer mehr Immobilien; die allermeisten Menschen müssen deshalb für Wohnen immer mehr bezahlen. Diese Entwicklung hat sich durch den Handel mit Immobilien über das Internet extrem verstärkt. Das Internet ist zur weltweiten Börse für den Immobilienhandel geworden. Dieser internationale Handel treibt die Spekulation noch weiter voran. Dadurch wird das Bauen immer teurer und die Bodenpreise explodieren.
Durch die ungehemmte Bautätigkeit erhöhen sich auch die Bestandsmieten. Mit jeder neuen Eigentumswohnung erhalten Investoren neue Spekulationsmasse und die Spirale dreht sich weiter. Je besser die Lage der Immobilie, desto größer der Effekt. Warum nicht noch eine Wohnung in London kaufen, eine in Berlin und eine weitere in Köln-Ehrenfeld – mit Blick auf Dom und Moschee?
Dabei haben wir eigentlich seit Jahren genug Wohnraum in Deutschland. Nur wird der Wohnraum nicht geteilt. Immer mehr Menschen belegen immer mehr Quadratmeter für sich (allein). Auf diese Weise verbraucht auch jeder Bewohner mehr CO2, denn Wohnraum muss bewirtschaftet werden.
Damit wird der so gut gemeinte Wohnungsbau zum Klimakiller:
Erst beim Bauen, dann beim Bewohnen.
Und das Verrückte dabei:
Je verheerender der Klimawandel wird, desto mehr Wert werden die „guten Lagen”.